Der Weg geht - steinig - weiter

Nach diesen vielen, langen und immer noch bangen Wochen, ist auch bei uns hinter den Kulissen, immer noch nichts, wie es noch vor einigen Monaten war. Der nachdenkliche Blick in Richtung Eingangstüre, kommt ein Gast, kommt keiner? Kommt ein Gast, kommt keiner? Mitunter ist es zermürbend, sich nur einer Sache sicher sein können: dass nichts mehr sicher ist. Mitarbeiter gibt es aktuell für uns keine, da wir sie uns schlichtweg derzeit nicht leisten können. Das bedeutet im Klartext, dass wir dem Allerweltspruch: Selbständig heißt selbst und ständig, leider zu 100% entsprechen. Wir beginnen unseren Arbeitstag um 7 Uhr und "beenden" die erste Schicht nach dem Mittagstisch, so gegen 15 Uhr. Jetzt wird liegengebliebenes im Büro erledigt, Getränke noch einmal aufgefüllt, Küche und Gastraum auf Vordermann für den Abend gebracht und dann, um 17 Uhr, beginnen wir nahtlos mit den Vorbereitungen für den Abend. Im Moment (21.43 Uhr) nutze ich die "freie" Zeit, um hier zu schreiben. Auf der Terrasse sitzen noch 2 Gäste, welche selbstverständlich gemütlich den Abend ausklingen lassen dürfen. Für uns heißt das, mit müden Augen, schmerzendem Rücken und dicken Füßen zaghaft immer mal wieder einen Blick auf die Uhr zu werfen.... welche sich dem Feierabend einfach nicht entgegen ticken will. Das hat nichts mit jammern zu tun. Es sind Tatsachen. Wenn Arbeit sich auf mehrere Rücken verteilt, dann kommt das Vergnügen des eigenen Berufs zum Tragen. Wenn sich ein 15 Stunden-Tag nicht nur Wochen- sondern Monate lang, auf zwei Rücken breit macht, dann ist das, milde ausgedrückt, ein Kraftakt. Und der zaghafte Blick wandert nicht nur zur Uhr, deren Zeiger sich nicht weiter bewegen wollen, sondern er wandert genauso zaghaft auf den Kontoauszug. Die Hälfte der Tische, ist nicht nur die Hälfte des Umsatzes. Die Betriebskosten bleiben annähernd auf einem Niveau. Das Licht brennt für 1 Gast, genauso wie für 50. Die Geschirrspülmaschine wird angemacht für 1 Teller, genauso wie für 50. Die Gema-bezahlte Musik läuft für einen, wie für alle. Über die Jahre entwickelt man in jedem Beruf seine eigene Routine. Diese hilft, viele Arbeitsschritte nicht immer wieder neu "erdenken" zu müssen, sich auf Erfahrungswerte verlassen zu können und mit diesem Wissen, sich den "Alltag" entsprechend effizient gestalten zu lernen. All dieses Wissen muss sich nun hintenan stellen und neue Routine muss hart erarbeitet werden. Wie kann man zu zweit kraftschonend und trotzdem vollwertig ein Restaurant führen? Kochen, putzen, einkaufen, einkochen, planen, abrechnen, aufräumen, verräumen, Pause machen , weiter arbeiten, schlafen, aufstehen, kochen, putzen, einkaufen,....neue Speisekarte erstellen, welche ohne Küchenmitarbeiter alleine zu bewerkstelligen ist, und und und. Es sind neue Aufgaben. Sie sind eine echte Herausforderung und man zweifelt oft an der Weisheit: Der Wille versetzt Berge! (Würde er doch nur das ganze schmutzige Geschirr mal in die Spülmaschine hineinversetzen oder das Altglas von alleine in den Container befördern!!!) Doch nun, genug aus dem Nähkästchen geplaudert. Die letzten Gäste haben bezahlt und auch die Zeiger der Uhr haben sich vorwärts bewegt. Jetzt noch letzte Handgriffe und in 30 Minuten, Yeah!, Licht aus. Doch im Amsterdam ist hoffentlich noch lange nicht Feierabend, denn allen Widrigkeiten und Hindernissen, allen Ängsten und Zweifeln zum Trotz: wir freuen uns riesig: denn, der Weg geht für uns (noch) weiter! Wenn auch steinig. Dann müssen wir in Zukunft eben entweder mehr springen oder neue, begehbare Wege finden. Let's go! Gute Nacht alle zusammen!

 

Thomas Langholz

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